Künstliche Intelligenz

Philosophie

Gedanken eines Laien zu den großen Fragen der Philosophie:

Haben Tiere und Pflanzen ein Bewusstsein? Wo ist die Grenze?
Haben sogar Maschinen mit künstlicher Intelligenz irgendwann eine Seele?
Bestrafen wir unseren Geist für etwas, das unsere Gehirne verbockt haben?

Der Terminator, die Maschine, kurz vor ihrer selbst gewollten Vernichtung:
»Ich glaube, ich weiß jetzt, warum ihr Menschen weint.«

Die wichtigste Frage ist:
Entstehen Gefühle und die Entscheidungen zu Handlungen in der Psyche, also im Gehirn, oder im Bewusstsein, also im Geist, in der Seele?
  1. Das berühmte Experiment von Benjamin Libet und auch neuere Forschungsergebnisse mit EEG und MRT weisen darauf hin: Unser Gehirn trifft Entscheidungen Bruchteile von Sekunden bevor wir meinen, uns zu entscheiden.
  2. Ein Schlaganfall oder ein Unfall, bei dem Teile unseres Gehirns beschädigt werden, kann aus einem guten, fröhlichen, friedfertigen Menschen einen gewalttätigen, depressiven und agressiven Kriminellen machen.
Auch wenn Punkt 1 noch umstritten ist, folgt aus diesen beiden Erkenntnissen eindeutig: Ob wir gut oder böse, friedlich oder agressiv, traurig oder fröhlich sind, hat seine Ursache in elektrischen und chemischen Vorgängen in unserem Gehirn, sind also körperlich! Das Bewusstsein ist nur eine Verbindung des Gehirns zur geistigen Welt, oder christlich ausgedrückt: Die Seele ist nur eine Verbindung des Körpers zu Gott. Über diese Verbindung nehmen wir unsere Gefühle und Handlungen wahr. Letztlich sind wir tatsächlich nur Zuschauer bei unserem Leben.

Inwieweit Geist und Körper verbunden sind oder sich gegenseitig beeinflussen, ist seit Jahrtausenden umstritten zwischen religiösem Dualismus und Panpsychismus. Die alte Vorstellung, dass Psyche und Geist äquivalent sind halte ich für falsch. Aber Dualismus und Panpsychismus schließen sich nicht aus, wenn man den Geist als etwas ganz anderes, allgegenwärtiges, in einer unvorstellbaren geistigen Welt versteht. Dass immer wieder dem Geist eine gewisse Einflussnahme auf unser Handeln zugesprochen wird, liegt jedoch daran, dass die direkten Schlussfolgerungen sonst zu erschreckend sind, Wunschdenken zur Beruhigung.

Es ist aber auch tröstlich: Mit dem Körper verwest alles Böse in uns, christlich ausgedrückt: Alle Sünden. Nur die Verbindung wird gekappt und wir werden wieder eins mit der geistigen (jenseitigen) Welt. Niemand muss befürchten, in ewiger Verdammnis leben zu müssen, im Fegefeuer zu schmoren oder gar verloren zu gehen. Deshalb halte ich es auch für falsch, psychische Erkrankungen, wie es zur Zeit wieder "in" ist, als Geisteskrankheit oder gar seelische Erkrankung zu bezeichnen. Die Seele oder der Geist können nicht erkranken, es ist immer unser Körper, unser Gehirn, das krank ist.

Die Folgerung ist eindeutig:

Der Geist, das Bewusstsein oder die Seele können nicht gut oder böse sein!

Das Gute oder Böse entsteht in unserem Gehirn, also in unserem Körper, und der verfault nach dem Tod. Deshalb ist die Heilslehre der Kirche unlogisch. Es ist abwegig, den Geist für etwas zu bestrafen, was unser Körper entscheidet und worauf wir selbst nicht wirklich Einfluss haben. Der Seele mit Satan, Höllenqualen oder dem ewigen Tod zu drohen, hatte nur einen Zweck: Machtausübung über die Menschen nach der Methode "Zahl deinen Ablass, dann kommst du in den Himmel". Ganz befreit haben sich die Menschen von diesem Denken noch immer nicht, auch nicht die Kirchen.

Für den oft konstruierten Einfluss des Geistes auf unsere Entscheidungen, unser Verhalten, gibt es keinerlei Anhaltspunkte, für das Gegenteil schon. Unser Gehirn vermittelt uns den Eindruck, dass wir frei entscheiden könnten, aber das ist nicht der Fall. Der Freie Wille ist eine Illusion! Alles andere ist eine Kaschierung dieser durchaus beängstigenden Erkenntnis. Nicht mehr als Wunschdenken.

Künstliche Intelligenz = Künstliches Bewusstsein?

Daraus folgen weitere, ganz einfache Fragen: Welche Strukturen sind denn geeignet, um eine Verbindung zur geistigen Welt herzustellen, also ein Bewusstsein zu erlangen? Ein menschliches Gehirn, ein tierisches? Einfache Nervenknoten eines Wurms oder gar die Zellen einer Pflanze? Hier eine Grenze zu ziehen, wäre vollkommen willkürlich, deshalb gibt es nur eine Lösung:

Alles steht in Verbindung mit der geistigen Welt. Sie ist universell, allgegenwärtig und unabhängig von Raum und Zeit. Der Unterschied zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und Gegenständen ist nicht prinzipiell, sondern graduell. Ein niederes Tier oder eine Pflanze hat eben wengier Möglichkeiten der Wahrnehmung oder der Gefühle, aber sie haben sie. Und auch ein Stein oder ein Atom steht auf irgend eine Weise in Verbindung zur geistigen Welt! Die Naturreligionen hatten also im Prinzip recht, nur haben sie die Zusammenhänge religiös und legendenhaft verbrämt.

Eine weitere Folgerung ist zwangsläufig: Maschinen mit künstlicher Intelligenz werden uns immer ähnlicher. Über Sensoren können sie die Umwelt wahrnehmen und über angeschlossene Technik können sie darauf reagieren. Bei konventioneller Software sind die Folge-Aktionen vorprogrammiert und menschengemacht. Künstliche Intelligenz schafft und erhöht durch selbstlernende Software (Emergenz) ihre eigene Intelligenz und trifft Entscheidungen, die nicht mehr von uns vorprogrammiert sind. Dabei kann sie durchaus unerwartete Schlussfolgerungen ziehen und uns damit unter Umständen gefährlich werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Maschinen intelligenter sind als wir Menschen. Geben wir ihnen mit entsprechender Hardware zu viel Macht, können sie besser als wir Firewalls durchdringen, Technik manipulieren, sich unkontrolliert ausbreiten und uns schaden. Die Aktionen selbständig denkender Maschinen sollten deshalb unüberbrückbar begrenzt werden. Über wichtige und unter Umständen gefährliche Tätigkeiten sollte immer erst ein Mensch aus Fleisch und Blut entscheiden, obwohl die Menschen natürlich auch irrational und destruktiv handeln können.

Künstliche Dummheit

Obwohl man die Künstliche Intelligenz zur Zeit in weiten Bereichen wohl eher noch als Künstliche Dummheit bezeichnen muss, werden Computer in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich wesentlich besser geeignet sein, Probleme zu lösen, als wir. Dass sie dabei die Menschheit als Hauptgefahr für die Welt identifizieren, ist tatsächlich nicht abwegig, wenn nicht sogar wahrscheinlich, auf jeden Fall gefährlich, wenn wir nicht entsprechende Hardware-Vorsorge betreiben, sonst kann doch die vielbeschworene Technologische Singularität Wirklichkeit werden und die Entwicklung unumkehrbar sein. Dann werden wir im nächsten Leben vielleicht als Maschine in einer Zeit des Posthumanismus und Transhumanismus wiedergeboren. Technologischer Fortschritt wird gern als positiv empfunden, aber er hat uns auch die Atombomben gebracht. Was kommt als nächstes?

Wo ist unser Interface zur geistigen Welt

Wenn wir technische Wesen oder auch nur die Sims so programmieren, dass sie (scheinbar) Gefühle haben, sehen wir das nicht als "echte Gefühle" an, weil anscheinend das Bewusstsein fehlt. Gefühle, die man nicht bewusst fühlt, sind keine. Und schon gibt es wieder zwei Möglichkeiten:
  1. Nur ganz bestimmte Strukturen wie ein Gehirn, oder zumindest Nervenzellen, besitzen ein Interface zur geistigen Welt, oder
  2. Die geistige Welt ist so universell und allgegenwärtig, dass keine Verbindung nötig ist.
Die Möglichkeit eins würde ungeahnte Möglichkeiten bieten: Würden wir dieses Interface eines Tages entdecken, könnten wir es nutzen, um mit einer Welt zu kommunizieren, für die es keine Begrenzung durch Raum und Zeit gibt. Damit könnten wir Informationen über die entferntesten Ecken unseres Universums erlangen, und zwar in Echtzeit.

Ich tendiere allerdings zu Möglichkeit 2: Wir sind Teil dieser geistigen Welt mit jedem Atom unseres Körpers und auch jede Spielfigur in einem Computerspiel, die eigentlich nur in Form von Elektronen in einem Microprozessor existiert, ist ein Teil davon. Alles ist eins.

Sprechende Puppen
Der Versuch, sich eine künstliche Welt zu schaffen, mit künstlichen Wesen darin, begann ja nicht erst mit den Computern. Schon in der Steinzeit begannen die Menschen, sich und andere abzubilden, von den Höhlenmalereien bis zur Venus von Willendorf. Dabei handelt es sich nur oberflächlich um nutzloses Spielzeug. Es ist der Versuch, sich selbst und die Welt zu reflektieren und zu verstehen, egal ob nüchtern weltlich oder über den Umweg der Religionen.

Die Hilfsmittel versuchte man immer mehr dem wahren Leben anzupassen, was immer nur annähernd gelang. Was fehlte, wurde mit Phantasie überbrückt, wie die Marionette Pinocchio des Holzschnitzers Geppetto, eine Puppe, die sich bewegen kann. Was fehlt, nämlich das Leben und selbständiges Handeln, wird in der Geschichte lebendig. Schließlich kamen sprechende Puppen, Spielzeug zum aufziehen, das Tamagotchi. Der Drang, Lebewesen möglichst lebensecht abzubilden und schließlich über den vorhandenen Zustand hinauszugehen, ist vielleicht Ausdruck eines evolutionären Fortschritts. Neuen Erkenntnissen geht immer Phantasie voraus. Sie ist die Voraussetzung, über vorhandene Zustände hinauszuwachsen. Ob uns Künstliche Intelligenz zu völlig neuen Lebensmöglichkeiten führt, oder in die Katastrophe, ist belanglos. Die Forscher werden sich nicht aufhalten lassen. Was möglich ist, wird auch eines Tages gemacht werden, egal, ob es uns zu neuen Sphären führt oder ins Verderben. Wenn Menschen nicht mehr mit natürlichen Partnern zusammenleben wollen, sondern lieber mit künstlichen, die sich beliebig anpassen und sich auch mal abschalten lassen, wird die Technik vielleicht eines Tages merken, dass wir Menschen nur hinderlich sind, und entbehrlich.

A.I. - Künstliche Intelligenz: Der zwölfjährige Haley Joel Osment als Maschine David
A.I. - Künstliche Intelligenz: Der zwölfjährige Haley Joel Osment als Maschine David
In dem Spielfilm A.I. - Künstliche Intelligenz von Steven Spielberg (ursprüngliche Idee von Stanley Kubrick) spielt der zwölfjährige Haley Joel Osment einen Roboter mit Gefühlen und Bewusstsein, David. Nach seiner Prägung auf seine Erwerber, ein Ehepaar, das ihn wegen familiärer Schwierigkeiten schließlich im Wald aussetzt, leidet er entsetzlich unter der Trennung. Nach 2000 Jahren und einer Eiszeit sind die Menschen ausgestorben und er wird von weiterentwickelten Robotern, den Mechas bei archäologischen Ausgrabungen im Eis gefunden. Mit Hilfe einer Haarlocke können Sie seine "Mutter" für einen Tag rekonstruieren. Nachdem sie gestorben ist, geht er mit ihr zu dem Ort, wo die Träume geboren werden.

Im Grunde handelt es sich um eine moderne Neuauflage der Geschichte von  Pinocchio des italienischen Autors Carlo Collodi, in der eine Holzfigur des Holzschnitzers Geppetto zum Leben erwacht. Oft wird sie auch als geschnitzte Marionette dargestellt.
Für meine Texte: © 2017 by Erwin Purucker


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